Schwierigkeitsgrad Balancing

„Klaue Daten“ oder „Hacke Person X“ lassen sich auf verschiedene Arten lösen, jedoch habt ihr nicht immer alle Möglichkeiten zur Verfügung. So müsst ihr euch anpassen können. Es ist ausgeschlossen, dass ihr dauerhaft mit eurem Überheld, wie z. B. dem Bauarbeiter oder dem Hypnotiseur spielen könnt. Zusätzlich zu den verschiedenen Einschränkungen kommt dann auch noch hinzu, dass eure Rekruten, wenn sie erledigt werden, in den Knast oder ins Krankenhaus kommen. Sie sind dann für eine gewisse Zeit nicht spielbar und ihr müsst auf andere Charaktere ausweichen. Habt ihr zusätzlich noch den Permadeath-Modus aktiviert, bleiben eure Charaktere sogar tot.

Ubisoft muss aber unbedingt am Balancing feilen, denn einige der Rekruten sind zu übermächtig, sodass man eher auf sie zurückgreift als auf jemanden, der nur ein wenig schneller hacken oder mit Farbgranaten werfen kann. Mit den übermächtigen Charakteren spielt sich „Watch Dogs Legion“ auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sehr einfach. Auch Permadeath hat da keinen Einfluss, denn wenn einer unserer Rekruten stirbt, tauschen wir ihn einfach gegen einen der vielen anderen auf der Straße aus. So kamen wir während unseres Tests nie wirklich in Bedrängnis. Jedoch sollte man das Rekrutierungssystem nicht ignorieren, denn man hat dadurch deutlich weniger Spaß.

Mehr als nur Sightseeing

Das neue Rekrutierungssystem ist nicht das einzige Highlight in der Open World. Wenn ihr es schafft, einen der Bezirke zum Aufstand zu bringen, bekommt ihr eine besondere Mission, die sich dann rund um eines der Wahrzeichen von London dreht.

Jedoch bemüht sich „Watch Dogs Legion“ nicht um eine Open World-Revolution. Die Karte ist so, wie man es von Ubisoft-Spielen und anderen Open World-Titeln gewohnt ist, mit allerhand Sammelobjekten bestückt. So könnt ihr in „Legion“ Technikpunkte, kosmetische Masken oder Daten/Dokumente finden. Auch gibt es zahlreiche Nebenaktivitäten  wie Darten im Pub, Underground-Fighting-Clubs, Daten in Sperrgebieten klauen, Albions Schlüsselfiguren ausschalten und noch einiges mehr.

Die Nebenaktivitäten sind recht spannend und auch ziemlich fordernd gestaltet. Ihr müsst die Gegenstände nicht nur aufsammeln, sondern manchmal echt komplizierte Rätzel lösen oder um die Ecke denken. So standen wir bei unserem Test vor verschlossener Tür und konnten ­– trotz, dass wir den Wachmann überwältigt hatten – diese nicht öffnen. Wir haben nach langem Rätseln dann mit einer Cargo-Drohne auf dem Dach des Gebäudes einen Eingang für unseren Spinnen-Roboter gefunden und konnten damit die Türe öffnen. Um alle Gegenstände einsammeln zu können, müsst ihr also eure Fähigkeiten kombinieren können.

Aber auch abseits der normalen Wege gibt es einiges zu entdecken. So könnt ihr nicht nur detailliert nachgebaute Wahrzeichen wie den Buckingham Palace oder das Kunstmuseum Tate Modern besuchen, sondern spürt auch an ungewöhnlichen Orten interessante Geschichten auf. Wir haben beispielsweise hinter einem Restaurant herausgefunden, was mit den menschlichen Überresten aus dem Organ-Handel passiert. Und glaubt uns, das war kein schöner Anblick.

Lebendiges London

Die Open World in „Watch Dogs“ ist nicht perfekt. Ihr könnt viele der Gebäude nicht betreten und sie wirken zum Teil hinsichtlich ihrer Proportionen sehr falsch oder zu gleichmäßig. Bestimmte Straßenszenen wiederholen sich, z. B. trifft man an fast jeder dritten Ecke auf werkelnde Bauarbeiter oder Schläger von Albion. Aber dennoch kommt durch die schiere Menge an Details nie Frust auf, auch wenn man den fünften Bauarbeiter innerhalb von zwei Minuten zu sehen bekommt. Natürlich muss man beim Spielen hier und da mal ein Auge zudrücken, denn nicht alle Plätze sind so belebt, wie man es von London gewohnt ist.

Der Charme Londons mit seinen Kontrasten wird auch durch die doch detailgetreue Darstellung der herrschaftlichen Bauten, futuristischen Wolkenkratzer, Reihenhäuser mit spießigen Gärten und müllgesäumten Lagerhallen an der Themse sichtbar. Auch die Bewohner scheinen ein Ziel zu haben und stehen oder laufen nicht nur herum. Zum Beispiel treffen sie sich zum Yoga im Park, gehen für einen Pint in den Pub oder diskutieren lautstark und fluchend am Telefon. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren hat man das Gefühl, in einer lebendigen Welt zu spielen. Für eine noch dichtere Atmosphäre sorgen dann noch die Beleuchtung und die Wettereffekte – wenn es zum Beispiel geregnet hat und sich in den Pfützen die Abendsonne spiegelt, bekommt „Watch Dogs“ einen unglaublichen Charme. Wer diese Effekte in noch besserer Qualität erleben möchte, kann das optionale Raytracing anschalten. Durch Raytracing werden die Effekte noch einmal verstärkt.

Fazit der Redaktion

„Watch Dogs Legion“ ist für mich eines der Highlight-Games in diesem Jahr, denn es bringt genau das, was ich an „Watch Dogs 2“ sehr geschätzt habe ­– die spielerische Freiheit – wieder mit und verfeinert diesen Aspekt auch noch. So fand ich es damals schon toll, mit der Roboter-Spinne in feindliche Komplexe einzudringen, Kameras zu hacken, Gegner in Fallen zu locken und mit den geklauten Daten zu verschwinden, ohne je einen Fuß in das Gebäude gesetzt zu haben.

„Watch Dogs Legion“ verfeinert diese Spielweise gekonnt, indem ich noch mehr Gadgets und zahlreiche weitere Möglichkeiten an die Hand bekomme. Dazu dann noch die passenden Fähigkeiten der Rekruten kombinieren und voilà, man ist eine Ein-Mann-Armee. Das ganze Spiel fühlt sich diesmal auch eher wie ein Rollenspiel an, statt eines Action-Adventures. Mit den zahlreichen Rekruten habe ich zahlreiche Möglichkeiten an die Hand bekommen, z.B. um als ultimativer Hacker oder als muskelbepackter Rambo loszuziehen.

Das Rekrutensystem ist meiner Meinung nach auch ein Element, das die Open World ungemein aufwertet. Da ich die Rekruten überall in London finden kann, lenkt es bei der Suche auch den Fokus auf die Open World. London fühlt sich als Open World-Stadt verblüffend echt an und steckt genauso wie die Stadt im Reallife voller Leben. Da ich ein großer Bewunderer der Architektur Londons bin, konnte ich es auch nicht lassen, mir jeden Fleck der virtuellen Stadt anzuschauen.

„Watch Dogs Legion“ hat mich total überrascht und hat sich trotz ein paar Macken beim Kämpfen und beim Autofahren zum Vorgänger sehr gesteigert. Wenn die Serie sich so weiter steigert, bin ich sehr auf den Nachfolger gespannt.

Präsentation16 / 20
  • Das virtuelle London ist eine glaubhafte und lebendige Großstadt
  • Scharfe Texturen und stimmungsvolle Beleuchtung (mit RTX noch besser)
  • Abwechslungsreiche Stadtviertel und Missionsgebiete
  • Guter Sprecher und mitreißender Soundtrack
  • Steife Gesichtsanimationen
Was mich persönlich stark gestört hat, sind die doch recht steifen Gesichtsanimationen. Die Gesichter und die Mimik passen nicht immer auf die gesprochenen Dialoge und so bekommt man den Eindruck, dass der Charakter manchmal einen Schlaganfall gehabt haben muss, da sein Gesicht wie eingefroren wirkt.

Mehr anzeigen

Spieledesign16 / 20
  • Spannende Mischung aus Schleichen, Kämpfen und Hacken
  • Viele neue, aber auch alte Gadgets
  • Mehrere Lösungsansätze für die Missionen
  • Innovative Rekrutierungsmechanik
  • Schießen und Autofahren immer noch mit Problemen verbunden
Leider hat es „Legion“ nicht geschafft, die Probleme mit dem Zielen und dem Autofahren, die schon seit dem zweiten Teil der Reihe bestanden, zu verbessern — deswegen gibt es hier auch Punktabzug.

Mehr anzeigen

Balance16 / 20
  • Drei Schwierigkeitsgrade + Permadeath-Mode
  • Umfassende Optionen und Hilfen im Menü
  • Nutzlose Skills gibt es nicht und auch keine benachteiligten Vorgehensweisen
  • Tolle Gadgets, die sehr gut mit Fähigkeiten kombiniert werden können
  • Manche Fähigkeiten zu overpowered
Der Faktor, dass ich bereits mit fünf guten Rekruten das ganze Spiel durchspielen kann, wenn diese die passenden Fähigkeiten wie zum Beispiel Cargo-Drohnen-Zugriff oder aber auch Hypnose beherrschen, lässt das Spiel ein wenig zu einfach werden. Diese overpowerten Fähigkeiten machen ein wenig den Spielspaß kaputt.

Mehr anzeigen

Story16 / 20
  • Spannende und gut inszenierte Handlung
  • Bagley, die sarkastische KI
  • Interessante alternative Realität
  • Mehrere Handlungsstränge
  • Rekruten sind austauschbar und keine richtigen Charaktere
Die Story ist durch die drei Handlungsstränge sehr umfangreich und die alternative Realität trägt einiges zur düsteren Stimmung Londons bei. Einziges Problem sind die doch eher austauschbaren Rekruten, denn man baut daher leider keine Bindung zu ihnen auf und sie sind dadurch eher Kanonenfutter.

Mehr anzeigen

Umfang20 / 20
  • Viele optional sammelbare Objekte
  • Viele spaßige Open World-Aktivitäten
  • Umfangreiche Nebenmissionen
  • Durch drei Storylines bedingte, lange Kampagne
  • Zahlreiche Fähigkeiten-Kombinationen
    Der Umfang ist genau richtig, es gibt genug spannende Nebenmissionen, die auch extrem Spaß machen und die sammelbaren Objekte sind auch nicht zu viele, sodass man nicht das Gefühl hat, nur eine Liste abzuarbeiten.

    Mehr anzeigen

    Kommentar hinterlassen

    Hinterlasse einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert