„Genshin Impact“ wird seit seiner Veröffentlichung als „Zelda: Breath of the Wild“-Klon bezeichnet. Wir haben uns den Open World-Hit mal etwas genauer angeschaut und klären, was an dem Vorwurf dran ist.

Bei unserem ersten Eindruck wurde schnell klar, dass sich „Genshin Impact“ zwar sehr stark an Zelda orientiert, aber noch eine Menge anderer Vorbilder hat. Wenn man diese Einflüsse alle kombiniert sieht, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Meiner Meinung nach ist „Genshin Impact“ ein gutes Open World-RPG und kein Klon, kommt aber nicht an „Breath of the Wild“ heran.

Genshin Impact: Klon-Fakten-Check

Die Klon-Frage muss ich mit einem klaren „Jein“ beantworten, denn teilweise wirkt das Spiel wie eine dreiste Kopie. Es fehlen wiederum aber wichtige Elemente, die Zelda zu einem Meisterwerk machen. Dafür bietet „Genshin Impact“ jedoch andere Inhalte, die es in „BotW“ nicht gibt. Die Frage, ob es alles geklaut ist oder eher eine Inspiration war, muss jeder für sich selbst beantworten. Es gibt stellenweise verblüffende Ähnlichkeiten und insbesondere am Anfang fühlt sich für Fans von „Breath of the Wild“ einiges merkwürdig vertraut an.

Das sind die Übereinstimmungen mit Zelda:

  • Klettern und Ausdauersystem: Ihr könnt theoretisch an allen Oberflächen klettern, solange sie keinen Überhang haben. Auch hier kostet euch das Ausdauer, genauso wie Schwimmen und Rennen.
  • Open World-Design: Hier hat „Genshin Impact“ nicht nur ein bisschen bei Zelda abgekupfert. Ruinen, Klippen, Dörfer, Gegner-Lager und Truhen sehen fast identisch aus.
  • Gegner: Hier gibt es eindeutig auch Überschneidungen bei den Charakter-Modellen, denn es gibt quasi Pyromagie, Bokblins und auch die Schleime sehen sich sehr ähnlich.
  • Kochen: Das funktioniert fast genauso wie in „BotW“, allerdings mit einem Minispiel verknüpft, was auch die Qualität des Essens verändern kann.
  • Türme: In „Genshin Impact“ sind es statt Türmen Statuen, diese haben aber dieselbe Funktion und decken einen Teil der Karte auf.
  • Statuen anbeten: Ihr erhaltet im Austausch bestimmter Materialien mehr Ausdauer.
  • Der Gleiter: In „Genshin Impact“ bekommt ihr ebenfalls die Möglichkeit, zu Segeln. Hier habt ihr zwar keinen Gleiter wie in Zelda, aber sehr hübsche Flügel. Die Flügel könnt ihr auch in verschiedenen kosmetischen Varianten erhalten.

Nach kurzer Spielzeit wird einem aber klar, dass sich „Genshin Impact“ auch an anderen Spielen orientiert hat. Die Einflüsse reichen von „World of Warcraft“ und „Final Fantasy“ bis hin zu der „Dragon Quest“-Reihe. Die meisten Elemente dürften vielen aber auch einfach bekannt vorkommen, wenn sie (J)RPG-Fans sind.

Genshin Impact: Ausgelöste Elektrofähigkeit

Das macht „Genshin“ anders als „Zelda: BotW“:

  • Das Kampf System: Zwar steuern wir nur eine Figur, können aber während des Kampfes unsere Figuren wechseln
  • Waffen: Gehen nicht zu Bruch, wie in „Zelda: Breath of the Wild“
  • Elementar-Kombos: Wir können mit verschiedenen Mischungen von Elementarkräften spielen. So können wir auch Wechselwirkungen nutzen, wie den Gegner erst nass werden zu lassen und ihn dann mit Elektrofähigkeiten kampfunfähig zu machen.
  • Party-Management: Ihr könnt alle eure Charaktere einzeln ausrüsten und leveln. Die Waffen, Artefakte und Fähigkeiten leveln ebenfalls separat mit.
  • Multiplayer: Ab der Abenteurer-Stufe 16 könnt ihr gemeinsam die Welt von „Genshin Impact“ erkunden.
  • Klassische MMORPG-Elemente: Da man zusammenspielen kann, könnte es raid-artige Herausforderungen und Kämpfe gegen mächtige Welten-Bosse geben.
  • Städte und Fraktionen: Es gibt nicht nur Ruinen oder kleine vereinzelte Dörfer, sondern auch große und sehr lebendige Städte, die auch eigene Fraktionen beherbergen.

„Genshin Impact“ ist ein Free2Play-Spiel, bietet aber genug, um ein Vollpreistitel sein zu können. Da es kostenlos spielbar ist, müssen die Entwickler andere Mechaniken einbauen, mit denen sie das Spiel weiterfinanzieren können. Dies tun sie mit dem Lootbox-artigen Gacha-System. Dort könnt ihr gegen Echtgeld in einer Lotterie Helden oder Gegenstände gewinnen. Wer für derartige Verlockungen empfänglich ist, sollte sich überlegen, das Spiel zu spielen.

Aktuell befindet sich „Genshin Impact“ noch in der Version 1.0. Für die Zukunft sind einige Updates geplant und es zeichnet sich ab, dass „Genshin“ ein Service-Game wird. Neben neuen Charakteren und Erweiterungen der Story soll es auch neue Gebiete und Städte geben.

Liebe zum Detail: Geht da noch mehr?

Genshin Impact: Spieler schaut auf eine Berglandschaft

Dies muss man ganz klar mit Ja beantworten. Denn „Genshin Impact“ könnte mehr sein als ein „Zelda-Klon“. Was meiner Meinung nach vor allem fehlt, ist diese Magie und die Liebe zum Detail, die „Zelda: Breath of the Wild“ so einzigartig gemacht haben. Aber es sind auch noch andere Dinge, die nicht ganz rund sind, wenn man beide Titel vergleicht.

  • Open World: Die Map von „Genshin“ lädt leider nicht so zum freien Erkunden ein, wie „Breath of the Wild“. Denn hier klappern wir zum größten Teil Symbole auf der Map ab und werden auf bestimmte Dinge direkt aufmerksam gemacht. So entsteht das Gefühl, dass man die Welt nicht selbst erkundet hat.
  • Rätsel und Experimente: Einen Großteil der positiven Spielerfahrung in „Breath of The Wild“ machen die Rätsel aus, denn hier kann man mit den verschiedenen Modulen des Shiekah-Steins die zahlreichen Physik-basierten Rätsel lösen. Hinzu kommt auch das Verhalten von Feuer, Wind, Wasser und Kälte. In „Genshin Impact“ ist dies nur bedingt umgesetzt worden. In den Kämpfen kann man zwar verschiedene Elemente nutzen, jedoch haben sie sonst keine Auswirkungen. So muss man in „Genshin Impact“ zum Beispiel nicht darauf achten, dass man warm genug angezogen ist.
  • Atmosphäre: Hier muss „Genshin“ noch eine ganze Schippe drauflegen, denn gerade was die Atmosphäre angeht, fehlt die Liebe zum Detail, eine besondere Untermalung mit Musik und das Einfangen bestimmter Emotionen. Selbst ein Sonnenuntergang sieht hier nicht so malerisch aus wie in „Breath of the Wild“.

Meckern auf hohem Niveau

Genshin Impact: Kampf gegen Monster mit Eisfähigkeit

„Genshin Impact“ ist kein schlechtes Spiel, jedoch hat es sich mit der partiellen Imitation von „Zelda: Breath of the Wild“ keinen Gefallen getan. So muss es sich jetzt dem Vergleich stellen. Dabei ist „Genshin Impact“ sehr viel mehr als nur ein Zelda-Klon und weist ganz andere Qualitäten auf.

So machen vor allem die verschiedenen Charaktere und ihre Fähigkeiten extrem Spaß, aber die offene Welt hat auch einiges an Content zu bieten. Besonders hervorgehoben hat sich der Kampf mit dem Drachen in der ersten Stadt. Denn in diesem wechseln wir die Perspektive und schießen wie in einem Shooter mit unserer Windfähigkeit auf die verschiedenen Gliedmaßen des Drachens, um diesen dann zum Rückzug zu zwingen.

Wir haben einige Spielinhalte zusammengefasst, die in „Genshin Impact“ besser oder schlechter als in „Breath of the Wild“ sind:

  • Die Story: Es gibt mehr Story als in „Breath of the Wild“, jedoch ist sie nicht sehr einfallsreich und könnte durch jede x-beliebige Story ausgetauscht werden. Es ist irgendwie eine Standard-Anime- oder JRPG -Geschichte. Einige der geschriebenen Texte sind durchaus witzig. So sorgte die mangelhafte Übersetzung ins Deutsche für manch einen lustigen Moment in unserem Test.
  • Erklär-Bär: Einige Dinge werden sehr gut erklärt, wie zum Beispiel das Kampfsystem, jedoch bleibt manches auch ohne Erklärung und man muss sich die Sachen zusammenreimen.
  • Die Charaktere: Sie sind zum Teil Fluch und Segen zugleich. So sind die Charaktere durch ihre Individualität sehr schön umgesetzt und machen auch jede Menge Spaß. Jedoch gehen manche Stimmen einem nach kurzer Zeit sehr auf den Geist. Paimons Gepiepse ist zum Beispiel nach einer Weile wirklich nervtötend.
  • Das typische Anime-Schema: Die stark übersexualisierte Darstellung von Frauen finde ich sehr problematisch. Ich frage mich dann immer, warum sie so gekleidet sein müssen und warum sie dabei auch noch sehr jung, fast schon kindlich, aussehen.
  • Monetarisierungs-System: „Genshin Impact“ kostet eigentlich nichts, jedoch werdet ihr dazu animiert, für das Gacha-System Geld auszugeben. Denn wer gute Charaktere mit fünf Sternen haben möchte, muss unter Umständen tief in den Geldbeutel greifen.

Wie gefällt euch „Genshin Impact“ und wie weit seid ihr? Wollt ihr das Spiel noch länger spielen oder habt ihr schon jetzt keine Lust mehr? Schreibt uns eure Meinung.

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