In den letzten Wochen sorgte der Kauf der GameStop-Aktie für einigen Wirbel, sodass sich sogar die US-Regierung gezwungen sah, etwas zu unternehmen. Im Subreddit r/WallStreetBets haben Privatanleger/innen sich zusammengeschlossen um den großen Finanzinstitutionen die Grenzen aufzuzeigen.

Was ist eigentlich passiert? Dank der vereinten Kräfte der r/WallStreetBets-Community ist die Gamestop-Aktie durch Käufe stark im Wert gestiegen. Zu ihrem Höhepunkt war die Aktie über 480 US-Dollar wert. Zuvor wurde die Aktie zum Teil unter 10 Euro gehandelt. Mit dieser Aktion waren viele der Reddit-Nutzer/innen aber nicht primär auf das schnelle Geld aus.

Denn es war schnell klar, dass es um mehr ging, als nur schnelles Geld zu machen. Vielen der User ging es um ein Kräftemessen mit den Hedgefonds. Diese hatten zuvor auf den Wertverlust der Aktie spekuliert und müssen nun durch diese Aktion selbst vermutlich Einbußen in Milliardenhöhe verzeichnen. Um dem Ganzen entgegenzuwirken, wurde der Handel mit der Aktie zeitweise an der Börse ausgesetzt und auf manchen Trading-Apps eingeschränkt. Das wiederum schlug so hohe Wellen, dass sich die Politik eingeschaltet hat, unter anderem die US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez.

„Leerverkäufe“ sind ein Problem

Das Problematische hieran sind die sogenannten „Leerverkäufe“ oder auch „Shorts“. Vereinfacht zusammengefasst leihen sich Investoren dabei Aktien von mehreren Besitzern/innen und verkaufen diese sofort. Die Investoren spekulieren währenddessen darauf, dass besagte Aktie in absehbarer Zeit an Wert verliert und kaufen sie im Idealfall dann zurück, wenn der Preis am niedrigsten ist. Da die Investoren nur die Aktie und eine Art „Leihgebühr“ zurückgeben müssen, können sie sich die daraus resultierenden Gewinne in die eigene Tasche stecken.

Dieses System ist natürlich mit Problemen behaftet und wenn gewisse Situationen eintreten, kann das durchaus zu heftigen Verlusten führen. Problematisch wird die Situation etwa, wenn der Preis für die verkauften Aktien wider Erwarten in die Höhe steigt. Hier haben die Investoren/innen nur zwei Möglichkeiten. Entweder warten sie, bis der Preis möglicherweise wieder fällt, oder sie kaufen die Aktie sofort zurück und müssen den Verlust in Kauf nehmen. Letzteres ist durchaus angebracht, wenn der Preis der Aktie weiter zu steigen droht. Denn grundsätzlich sind einem Preisanstieg keine Grenze gesetzt und somit können auch die Verluste ins Unermessliche steigen.

Richtig problematisch ist die Situation, die jetzt bei der GameStop-Aktie entstanden ist. Die Investoren/innen konnten keine oder nur sehr wenige der Aktien zurückkaufen, weil sie schlichtweg nicht oder in nur einer geringen Menge auf dem Markt gehandelt wurden. Die Gamer-Community hat es nicht mehr eingesehen, dass die Gamestop-Aktie durch diese krummen Methoden künstlich in den Keller gedrückt wird und dem Unternehmen damit nachhaltig geschadet wird. Deshalb haben sie sich verabredet, ganz viele Aktien zu kaufen. Dadurch waren nicht mehr ausreichend Aktien auf dem Markt und der Kurs stieg. Die gestiegene Nachfrage sorgt bei schlechter Verfügbarkeit dann solange für noch höhere Preise, bis die Investoren/innen ihre Schuld bei den eigentlichen Aktienbesitzern/innen beglichen haben.

Wie der Twitter-Nutzer @misterlaubach geschrieben hat, sollen Hedgefonds sogar mehr Leerverkäufe durchgeführt haben, als es überhaupt GameStop-Aktien gibt.

Die WallStreetBets wollen nicht verkaufen

Normalerweise entspannen sich solche Situationen recht schnell, sobald sich Aktienbesitzer/innen dazu entscheiden, ihre Anteile zu verkaufen und die Hedgefonds dann ihre Schulden begleichen können. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich der Wert einer Aktie wieder stabilisiert, sobald die Nachfrage sinkt. Alle, die bis dahin ihre Aktien verkauft haben, freuen sich über satte Gewinne.

Entgegen der Erwartungen haben viele der Reddit-User/innen ihre Anteile aber nicht verkauft. Sie kauften Aktien auf, wo sie nur konnten, getreu dem Motto: „Nimm was du kriegen kannst und gib nichts wieder zurück“ (Captain Jack Sparrow). So setzten sich die Privatanleger/innen sogar über nationale Einschränkungen hinweg, indem sie sich international vernetzten und die Aktien von Personen in anderen Ländern kaufen ließen.

Aber die Frage bleibt: Warum haben sie nicht verkauft? Dahinter steckt eine politische Motivation. Anhand eines offenen Briefes, der im WallStreetBets-Subreddit geteilt wurde, lässt sich das klar erkennen. Viele der Mitglieder wollten den Hedgefonds so den Kampf ansagen und somit für eine Umverteilung des Geldvermögens, aber auch der Machtposition sorgen. Das hat wohl auch recht gut bei Melvin Captial Management geklappt. Die Investment-Management-Firma hatte sich laut CNBC aus dem Handel mit GameStop-Leerverkäufen mit einem hohen Verlust zurückziehen müssen und musste im Nachgang sogar noch eine Finanzspritze von 2,75 Milliarden US-Dollar eines Partners in Anspruch nehmen.

Warum die GameStop-Aktie?

Laut Vice.com hat die ganze Sache bei einer Gruppe von Reddit-Nutzern/innen begonnen, die sich um einen User namens „DeepFuckingValue“ gegründet hat. Laut dessen Einschätzung wurde die GameStop-Aktie unterschätzt, sodass er Geld investiert habe und sich so Firmenanteile sichern konnte. Die Aktien sollen jeweils nur 30-75 Cent gekostet haben. Er ist bis vor wenigen Tagen auch noch aktiv gewesen.

Laut Vice haben Posts und Youtube-Videos von „DeepFuckingValue“ und eine weitere Erkenntnis der WallStreetbets die Sache ins Rollen gebracht. Denn die Reddit-Nutzer/innen hatten herausgefunden, dass GameStop die Aktie mit den meisten Leerverkäufen an der ganzen Börse war. Angetrieben von diesen ganzen Faktoren stiftete sich die Community dann gegenseitig zu den Investments an. Das trieb natürlich nach und nach den Wert in die Höhe. Nachdem sich dann auch noch Elon Musk via Twitter auf die Seite der Privatanleger stellte, bekam das Ganze einen Touch von Rebellen gegen das Imperium und nahm noch einmal mehr Fahrt auf.

Politik und Medien schalten sich ein

Dass so eine Situation nicht von der Politik unbemerkt bleibt, dürfte klar sein. US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez zu Wort intervenierte gegen eine Entscheidung der Trading-App Robinhood. Die App hatte Privatanleger kurzerhand vom Handel mit der GameStop-Aktie ausgeschlossen. Die US-Demokratin kritisierte dieses Verhalten und forderte eine Untersuchung der Vorfälle. Damit noch nicht genug, befasst sich auch die US-Regierung mit diesem Fall. Jen Panski, Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte am 27. Januar, dass man die Situation von GameStop an der Börse beobachten werde.

Wie die Wirtschaftswoche berichtete, sollen die Vorgänge von der US-Börsenaufsicht und sogar der Deutschen Finanzaufsicht BaFin auf mögliche Marktmanipulation hin untersucht werden.

Aber nicht nur der Politik stößt das Thema GameStop-Aktie und Einschränkungen durch Broker sauer auf. Auch der YouTuber Gronkh musste erleben, dass Broker wie Trade Republic den Handel gesperrt haben. Via Twitter machte er seinem Unmut Luft.

Ist der Höhenflug beendet?

Die GameStop-Aktie hat in den letzten Tagen einen Dämpfer bekommen. Verglichen mit dem Preis von 340 US-Dollar auf dem Höhepunkt des Hypes, sackte die Aktie am Dienstag auf 46.60 Euro (Stand 13 Uhr am 09.02.2021) ab.

(Bild: Screenshot boerse.de)

Doch einige wollen sich trotz offensichtlicher Verluste nicht von ihren Aktien trennen und posten weiterhin Beiträge mit Durchhalteparolen. Sie schwören ihre Mitaktionäre darauf ein, ihre Aktien nicht zu verkaufen. Dennoch müssen viele ihre Aktien verkauft haben, denn man kann ganz klar erkennen, dass die Verkäufe deutlich größer sind als die Zukäufe. Wie sich das Ganze weiter entwickelt, bleibt abzuwarten.

Geschichte soll verfilmt werden

Die Geschichte ist zu kurios, sie muss aus einem Buch oder Film stammen, oder etwa nicht? Das dachten sich wohl auch Vertreter der Filmindustrie Hollywoods, wie auch von Netflix. Von Insidern will die Website Deadline erfahren haben, dass sich bereits mehrere Umsetzungen des Börsenspektakels in Arbeit befinden.

Unter anderem will der Autor Ben Mezrich die Geschichte als „The Antisocial Network“ als Buch umsetzen. Die Firma Goldwyn Meier soll sich bereits die Rechte an einer Filmumsetzung von Mezrichs kommendem Werk gesichert haben. Genauere Details sind bisher aber noch nicht bekannt. Es steht jedoch bereits fest, dass Aaron Ryder (Arrival, Pieces of a Woman) von Ryder Picture Company die Produktion übernehmen wird, mit Cameron und Tyler Winklevoss als ausführende Produzenten. Es soll aber nicht nur bei einer Umsetzung des Buches von Mezrich bleiben. Denn Netflix hat ebenfalls Interesse gezeigt, eine eigene Umsetzung der Geschichte zu produzieren.

Alles in allem ist es eine kuriose Geschichte mit dem Potential, in die Geschichtsbücher einzugehen. Der Fakt, dass eine kleine Gruppe von Privatanlegern der Wall Street die Stirn bietet und es erfolgreich geschafft hat, sogar Big-Player aus dem Spiel zu nehmen, zeigt, dass es manchmal nur einen Tropfen braucht, um einen Fluss zu entfesseln.

Wie ist eure Meinung zu der ganzen Thematik? Habt ihr vielleicht selbst Aktien von GameStop gekauft? Schreibt es uns in die Kommentare!

Titelbild: Adobestock / Tobias Arhelger

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