Laut einem Bericht des Wall Street Journals wusste Activision Blizzard-CEO Bobby Kotick schon seit Jahren von den sexuellen Übergriffen in seinem Unternehmen, unternahm diesbezüglich aber nichts. Schlimmer noch, er soll die Verantwortlichen sogar noch gedeckt und Kündigungen aktiv verhindert haben.

Zusätzlich soll sich der CEO selbst auch gegenüber Mitarbeitern übergriffig gezeigt und diese sogar bedroht haben. Das berichtet WSJ-Journalist Ben Fritz via Twitter.

Vergewaltigungs-Vorwürfe 2018

2018 soll Kotick eine Mail erhalten haben, in der es um den Vorwurf der Vergewaltigung einer ehemaligen Mitarbeiterin bei Sledgehammer Games („Call of Duty“-Entwicklungsstudio) gegangen sein soll. Die Frau sei bei einem Arbeits-Event von ihrem Vorgesetzten massiv unter Druck gesetzt worden, mehr Alkohol zu trinken und soll dann mehrmals von ihm vergewaltigt worden sein.

Die Frau hat dies sowohl bei der Polizei als auch bei der Personalabteilung des Unternehmens zur Anzeige gebracht. Doch nichts ist passiert, bis sie mit einer Klage gedroht hat. In den folgenden Monaten wurde eine außergerichtliche Einigung mit der ehemaligen Mitarbeiterin erzielt. CEO Bobby Kotick soll diesen Vorfall nie dem Vorstand gemeldet haben.

CEO selbst involviert

Kotick blockierte unter anderem auch den Rauswurf des Co-Chefs des „Call of Duty“-Studios Treyarch. Dan Bunting soll Zeugen zufolge 2017 eine Frau sexuell belästigt haben. Nach internen Untersuchungen 2019 gab die Personalabteilung die Empfehlung, Bunting zu feuern. Kotick intervenierte hier aber und schützte ihn, sodass er nicht wegen der sexuellen Belästigung gefeuert wurde.

Aber auch Kotick scheint nach Aussagen von Ben Fritz kein unbeschriebenes Blatt zu sein, so ist er selbst auch in zahlreiche Skandale verwickelt. Er wird z.B. beschuldigt, eine Frau belästigt und ihr sogar mit dem Tod gedroht zu haben. Eine andere Frau habe er feuern lassen, nachdem diese sich wegen Übergriffen beschwert hatte.

Vorstand stellt sich hinter Kotick

Der Vorstand hält trotz der Beschuldigungen weiterhin zu Kotick. In einem Statement erklärt das Gremium, man sei davon überzeugt, dass CEO Bobby Kotick angemessen auf die Beschwerden, die ihm berichtet wurden, reagiert habe.

Kotick äußerte sich ebenfalls in einem Statement, in dem es um die neue Ausrichtung des Unternehmens geht. Darin macht er noch einmal auf die Null-Toleranz-Politik des Unternehmens aufmerksam, die angesichts der Vorwürfe aber eher wie ein Lippenbekenntnis scheinen.

Veränderungen nur zum Schein

Dass man die neuen Ziele nicht ganz ernst zu nehmen scheint, wird angesichts der Diskriminierung der Co-Chefin Jean Oneal klar. Jean Oneal war ab August als Co-Spitze bei Activision Blizzard eingesetzt worden. Mittlerweile ist sie von diesem Posten aber zurückgetreten und verlässt Ende des Jahres Blizzard ganz. Bislang war nicht klar, weshalb sie diesen Schritt geht – nun wird es plausibel.

Wie Ben Fritz ebenfalls via Twitter berichtet, soll sie während ihrer Zeit als Teil der Doppelspitze diskriminiert worden sein.

So wurde sie ebenfalls sexuell belästigt und habe weniger als ihr männlicher Kollege verdient. Man habe sie lediglich als Gallionsfigur ausgenutzt, aber ein ernsthafter Wandel sei seitens der Geschäftsführung nicht angestrebt worden.

In den vergangenen Wochen sah es so aus, als ob Activision Blizzard wirklich reinen Tisch machen wollte, angesichts der neuen Vorwürfe hat der Eindruck offenbar getäuscht

Bild: Activision Blizzard

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